Auf der Mulde abwärts von Grimma bis Wurzen
von WOLFGANG EBERT, Wurzen
Nur 21 km lang ist die Strecke an der vereinigten
Mulde zwischen der Kreisstadt Grimma und der Großen Kreisstadt Wurzen.
Auf dieser Distanz verläßt der Fluß endgültig das
sächsische Berg- und Hügelland und fließt hinaus ins Tiefland.
Schnell fließt das Wasser nicht mehr, nur 20 Meter geht es abwärts,
aber zwei Wehre sind zu überwinden.
Grimma wendet der Mulde seine geschichtsträchtigen
Teile zu: Die Fahrt geht vorbei an der Stadtmauer am westlichen Ufer mit
den aufgesetzten Lauben, vorbei an der berümten Landes- und Fürstenschule
St. Augustin (begründet 1550), vorbei am Schloß, in dem 1443
Albrecht der Beherzte geboren wurde. Seit 1292 gab es hier eine Muldenbrücke;
die jetzige ist jünger und stammt vom Zwingerbaumeister Pöppelmann.
1994 bis 96 erhielt sie eine elegante Schwester aus Stahlbeton, die den
Verkehr unserer Tage besser bewältigen kann.
Der Fluß schlägt unterhalb Grimmas
einen großen Bogen nach Osten, und gleich hinter dem ehemaligen Neumühlenwehr
verengt er sich nach einem Schwenk nach dem Norden. Jetzt muß er
sich zwischen den felsigen Partien des Kluftberges im Westen und des Steilhanges
unterhalb von Döben hindurchzwingen. Nördlich von Döben
ragt die "Feueresse", ein freistehender Fels vor dem Naturschutzgebiet
"Döbener Wald" auf. Das nächste Hindernis schafft das Wehr bei
Golzern. Es gehört zur sogenannten Golzermühle, einem Fabrikkomplex,
der in der Mitte des vorigen Jahrhunderts aus einer alten Wassermühle
entstanden ist. Die ehemalige Papierfabrik auf dem östlichen Ufer
ist durch eine Brücke mit der alten Werkssiedlung "Kamerun" auf der
westlichen Seite verbunden. Hier tritt der landschaftsprägende Porphyr
zum letzten Male bis ans linke Ufer des Flusses. Vor uns ist schon die
Autobahnbrücke der A14 zu sehen, die seit 1972 das Tal der Mulde überquert.
Nördlich der Autobahnbrücke tritt der Kirchberg von Nerchau recht
dicht an das Ufer heran. Hier wird den Wasserfahrern ein erster Halt gewährt.
Hinter Nerchau nehmen die Uferpartien rasch an Höhe und Steilheit
ab, die Talsohle des Flusses bildet allmählich eine mal mehr, mal
weniger breite Aue. Der Wasserfluß verlangsamt sich. Deshalb haben
die Menschen immer wieder Wehre bauen müssen, wenn sie die Kraft des
Wassers nutzen wollten. Als das nächste muß das Pauschwitzer
Wehr bei Trebsen überwunden werden. Auch dieses diente einmal einer
Papiermühle. Links fällt jedem die eigenartig geformte Bekrönung
der Trebsener Kirche auf. Nördlich davon zieht das Trebsener Schloß
mit seinen markanten Staffelgiebeln die Blicke auf sich. Hier werden die
Regatta-Teilnehmer wieder zu einem Halt erwartet. Nördlich von Trebsen
sinkt die Fließgeschwindigkeit der Mulde so stark, ist der Fluß
so wenig eingesenkt, daß Damm- und Deichbauten notwendig werden,
um die Aue vor Hochwasser zu schützen. Die heutigen haben die Lage
und Höhe bis über Wurzen hinaus durch den "Reichsarbeitsdienst"
erhalten. Aber sie haben den Wassern nicht immer standhalten können:
1954 brachen von der Schiffsmühle bei Walzig an muldenabwärts
mehrfach die Deiche. Das östliche Ufer tritt jetzt wieder markant
an den Fluß heran. Hoch über der Mulde liegt Nitzschka mit seiner
Kirche. Unter dem Ort ist ein letztes Hindernis im Fluß zu überwinden:
Der felsige Untergrund ragt bis in den Fluß hinein, bei Niedrigwasser
ist oft nicht genug davon unter dem Kiel.
Ebenfalls auf der Hochterrasse liegt rechts Oelschütz.
Und gleich dahinter zeigt eine Talkerbe, wo die "Cremeze", der Grenzbach
des Wurzener Landes nach Süden, in die Mulde mündet. Nach der
hier liegenden Sonnenmühle ist auch der Steinbruch benannt, dessen
senkrechte Felswä,nde direkt in den Fluß abfallen. Auf der felsigen,
heute bewaldeten Höhe befindet sich ein frühgeschichtlicher Wall.
Dieser malerische Punkt ist die "Loreley" der Wurzener. Bis hierher können
sie seit einigen Jahren wieder auf einem Motorboot vom Fährhaus Dehnitz
aus fahren. Und das Fährhaus ist auch bald in Sicht, vor dem Dorf,
das sich am Mühlbachtal an den Auenhang anlehnt, überragt nur
vom nahen Wachtelberg mit dem Bismarckturm.
Nur noch ein kurzes Stück, und das Wurzener
Bootshaus taucht am Ufer auf: das Ziel dieser Wasserfahrt. Vor dem Wurzener
Wehr müssen die Boote ein letztes Mal an Land gezogen werden. Auf
die Türme der über 1000järigen Bischofsstadt lohnt sich
ein Blick.
hier ein paar Impresionen von Nitzschka
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Text und Fotos www.muldenregatta.de